Forschungspreis 2013 der René Baumgart-Stiftung

Preisverleihung
Forschen für ein Leben ohne Lungenhochdruck

Hannover, 23. März 2013. Zum zehnten Mal wurde der mit 5.000 € dotierte Forschungspreis der gemeinnützigen René Baumgart-Stiftung für wissenschaftliche Arbeiten auf dem Gebiet der pulmonalen Hypertonie ausgeschrieben. Im Rahmen des 54. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. in Hannover wurde der Preis an Herrn Dr. Rajkumar Savai vom Max-Planck-Institut für Herz- und Lungenforschung, Bad Nauheim verliehen. Prof. Werner Seeger, Universitätsklinikum Gießen und Vorstandsvorsitzender der Stiftung, sprach die Laudatio. Günther Thimm, Mitglied des Vorstands des gemeinnützigen Selbsthilfevereins pulmonale hypertonie e.v., überreichte den Preis.


Die ausgezeichnete Arbeit
Titel der Arbeit: „Einfluss von Immun- und Inflammations-Zellen auf die Pathologie der idiopathischen pulmonalen Hypertonie“

Die pulmonale arterielle Hypertonie (PAH) zeichnet sich durch zunehmenden Bluthochdruck im Lungenkreislauf aus, welcher durch fortschreitenden Gefäßwiderstand verursacht wird. Dabei wird die rechte Herzkammer in zunehmendem Maße belastet, in Folge dessen unausweichlich eine Rechtsherzinsuffizienz entsteht. Hierbei ist PAH ein Überbegriff für eine Krankheitsgruppe, die aufgrund gemeinsamer pathophysiologischer und histologischer Eigenschaften zusammengefasst wird und innerhalb der alle Krankheitsbilder eine ähnliche Prognose haben. Der erhöhte Blutdruck in den Lungenarterien von PAH-Patienten entsteht dabei durch starke Gefäßverengung, die durch Umbau der inneren Gefäßwände angetrieben wird und von weiteren Komplikationen wie lokalen Thrombosen und Entzündungsherden begleitet wird.

In vielen Unterformen der PAH können Entzündungsprozesse verfolgt werden, so dass diese heutzutage als ein Hauptfaktor in der Pathogenese von idiopathischer PAH angesehen werden, vergleichbar mit klassischeren Krankheiten mit Entzündgssyndrom wie Bindegewebserkrankungen, HIV oder Virusinfektionen. Folglich ist ein besseres Verständnis von Verteilungsmustern der Immunzellen sowie deren Quantifikation während des Gefäßumbaus in pulmonalen Arterien ausschlaggebend für die Entwicklung neuer Therapie- und Präventionsmöglichkeiten.

Diesbezüglich konnten Dr. Rajkumar Savai mit Kollegen erstmals eine umfassende Studie über Anzahl und Verteilung von Immunzellen innerhalb des pulmonalen Gefäßnetzes von Patienten mit idiopathischer PAH vorstellen. Dabei wurde gleichzeitig die Verteilung der unterschiedlichen Immunzelltypen in Abhängigkeit von der Gefäßgröße analysiert. So konnte Dr. Rajkumar Savai eine Ansammlung von Entzündungszellen wie Makrophagen, Monozyten, dendritische Zellen, zytotoxische T-Zellen und T-Helferzellen insbesondere in der Adventitia, also der äußeren Gefäßschicht, beobachten und damit eine tragende Rolle in der Pathogenese der PAH nahe legen. Um diese Hypothese zu unterstreichen wurden Ratten mit pulmonaler Hypertonie mit dem neuen Inhibitor NOX-A12 behandelt, welcher den Faktor SDF-1/CXCL12 blockiert. Dieses Zytokin, ein Botenstoff, wird von Zellen sekretiert und spielt eine zentrale Rolle in der Chemotaxis von Entzündungszellen. In Folge der SDF-1-Blockade konnten signifikant weniger Makrophagen, T-Zellen und Mastzellen die Gefäßwände infiltrieren, womit eine Beteiligung verschiedener Immunzellen an der PAH-Pathogenese bewiesen werden konnte. Auch Professor Dr. Ralph Schermuly, der Seniorautor der Veröffentlichung, ist überzeugt, dass diese Studie einen wichtigen Beitrag im Feld der PAH-Forschung leistet.

Rajkumar Savai
Dr. Rajkumar Savai wurde in Warangal, Indien, geboren und schloss sein Studium der Biochemie an der Kakatiya Universität erfolgreich mit dem M.Sc. ab. Nach dem Ende seines Masters, begann er 2002 als Doktorand in der Abteilung für innere Medizin der Justus-Liebig-Universität Gießen, Deutschland. Nach erfolgreicher Dissertation in 2006, setzte er seine wissenschaftliche Laufbahn als Post-Doc fort und erhielt 2008 zwei Startup Grants von der Justus-Liebig-Universität Gießen und dem Excellence Cluster „Cardiopulmonary System“ (ECCPS), um eine eigenständige Forschungsgruppe zu etablieren.

Herr Dr. Rajkumar Savai ist seit 2010 Forschungsgruppenleiter der Abteilung Entwicklung und Umbau der Lunge (Direktor: Prof. Werner Seeger), im Max-Planck-Institut für Herz- und Lungenforschung in Bad Nauheim. Er ist Fakultätsmitglied des Deutschen Zentrums für Lungenforschung (DZL), des LOEWE-Zentrums „Universities of Giessen and Marburg Lung Center“ (UGMLC) und Projektleiter des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten internationalen Graduiertenkollegs 1062: „Signalmechanismen in Lungenphysiologie und -krankheiten“.

Zahlreiche Publikationen und Auszeichnungen belegen seinen wissenschaftlichen Erfolg.

Preisträgerin Dr. med Karen Olsson

Vlnr: Dr. Rajkumar Savai (Preisträger), Günther Thimm (2. Vorsitzender des ph e.v.),
Anne Kopp (Beirat ph e.v.), Prof. Werner Seeger

Preisverleihung Forschungspreis der René Baumgart-Stiftung 2011

Dr. Rajkumar Savai (Preisträger), seine Ehefrau Soni Pullamsetti,
Preisträgerin von 2005 und der gemeinsame Sohn.

Pulmonal arterielle Hypertonie (Lungenhochdruck)
Lungenhochdruck, medizinisch auch pulmonal arterielle Hypertonie (PAH), ist eine seltene, schwerwiegende Erkrankung, die durch eine starke Verengung der Lungengefäße gekennzeichnet ist.

Die Betroffenen leiden bereits bei geringster Belastung oder sogar in Ruhe unter Atemnot, blauen Lippen, Beinödemen, Brustschmerzen, und klagen allgemein über schnelle Erschöpfung und Ermüdung.

Die richtige Diagnose wird zumeist erst gestellt, wenn es durch die fortschreitende Druck- und Volumenbelastung des rechten Herzens zu dessen chronischem Versagen kommt. Diagnose: Bluthochdruck im Lungenkreislauf. Dieses Krankheitsbild tritt isoliert oder als Begleiterkrankung verschiedener Herz- und Lungenerkrankungen auf. Obgleich die pulmonale Hypertonie (PH) noch nicht geheilt werden kann, konnten in den letzten Jahren doch große Fortschritte in der Diagnostik und Therapie dieser Krankheit erzielt werden.

Die René Baumgart-Stiftung
Die René Baumgart-Stiftung wurde im Jahr 2001 vom gemeinnützigen Selbsthilfeverein pulmonale hypertonie e.v. gegründet und mit einen Kapitalstock von 70000 € ausgestattet. Seit 2004 wird jährlich ein Forschungspreis ausgelobt. Die René Baumgart-Stiftung fördert die klinische Forschung zur pulmonalen Hypertonie bei Kindern und Erwachsenen. Ziel ist es, durch Ursachenforschung neue Erkenntnisse über den Lungenhochdruck zu gewinnen, so dass eine frühzeitige Diagnose gestellt und mittel- und langfristig neue Therapieoptionen entwickelt werden können, die PH-Patienten nicht nur eine Stabilisierung oder Linderung der Beschwerden versprechen, sondern eine vollständige Heilung.

Der Namensgeber der Stiftung, René Baumgart, wurde 1971 in Aalen ge-boren. Als René 10 Jahre alt war, starb seine Mutter an Idiopathischer Pulmonal Arterieller Hypertonie (IPAH). René Baumgart erhielt seine Diagnose IPAH im Alter von 19 Jahren. Er erlernte den Beruf des Druckers und meldete sich nach bestandener Gesellenprüfung zur Meisterprüfung an. Kurz vor seinem Abschluss verstarb er im Alter von 23 Jahren an der tückischen Krankheit.

Eine Information der René Baumgart-Stiftung

Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an:
Prof. Dr. med. Werner Seeger
Direktor der Inneren Medizinischen Klinik II
Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH
Vorsitzender des Vorstands der René Baumgart-Stiftung
Tel.: 0641 985 42 351 Sekretariat
E-Mail: Werner.Seeger@innere.med.uni-giessen.de

René Baumgart-Stiftung
Rheinaustr. 94
76287 Rheinstetten
Tel.: 07242 9534 143
Fax: 07242 9534 142
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