Forschungspreis 2007 der René Baumgart-Stiftung:

Preisverleihung
Forschen für ein Leben ohne Lungenhochdruck

Wiesbaden, 17. April 2007

Presseinformation

Wiesbaden, 17. April 2007. Gießener Forscher analysieren den Gendefekt bei Lungenhochdruck. Der 4. René Baumgart-Forschungspreis, der mit 5000€ dotiert ist, wurde im Rahmen der 113. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin in Wiesbaden an Dr. Rory E. Morty, Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH verliehen. Prof. Horst Olschewski, Graz sprach die Laudatio und Bruno Kopp, Rheinstetten, Initiator von Verein und Stiftung überreichte den Preis.

Der Lungenhochdruck (Pulmonale Hypertonie)

Lungenhochdruck, medizinisch auch Pulmonale Hypertonie (PH), ist eine seltene, schwerwiegende Erkrankung, die durch eine starke Verengung der Lungengefäße gekennzeichnet ist. Die Betroffenen leiden bereits bei geringster Belastung oder sogar in Ruhe unter Atemnot, blauen Lippen, Beinödemen, Brustschmerzen, und allgemein über schnelle Ermüdung. Die richtige Diagnose wird zumeist erst gestellt, wenn es durch die fortschreitende Druck- und Volumenbelastung des rechten Herzens zu dessen chronischen Versagen kommt. Diagnose: Bluthochdruck im Lungenkreislauf. Dieses Krankheitsbild tritt isoliert oder als Begleiterkrankung verschiedener Lungenerkrankungen auf. Obgleich die Pulmonale Hypertonie noch nicht geheilt werden kann, konnten aber große Fortschritte in der Diagnostik und Therapie dieser Krankheit erzielt werden.

Das Krankheitsbild Lungenhochdruck

In den 80er Jahren entdeckten Ärzte, dass die Erkrankung gehäuft in Familien auftrat; dies bekräftigte die bis dahin noch vage Vermutung, dass genetische Ursachen Grundlage der Erkrankung darstellen. In den letzten 8 Jahren konnten Grundlagen-, wie angewandte klinische Forscher das Gen identifizieren, das kausal die Krankheit auslöst. Dieses Gen enthält die Bauanleitung für ein Protein auf der Zelloberfläche, dem sogenannten Bone Morphogenic Protein Receptor Typ II oder kurz BMPRII. Bei etwa 50 Prozent der Patienten mit genetisch bedingtem Lungenhochdruck findet man Defekte in diesem Gen (BMPR2), viele davon haben einen strukturell veränderten Rezeptor zur Folge. Rezeptoren sind Schaltstellen der Zelle, über die biochemische Botschaften ausgetauscht werden. Der BMPRII ist ein Membranrezeptor, der das Zellwachstum reguliert, indem er Signale einer Familie von Wachstumsfaktoren in die Zielzellen vermittelt, der so genannten Transforming Growth Factor (TGF)- Superfamilie, zu denen auch die Bone Morphogenetic Proteins (BMP) gehören.

Die Mutation des Rezeptors führt zu einer gestörten Signalübertragung in den glatten Muskelzellen, welche die Wände der Lungengefässe bilden. Sie begünstigt damit das Bestreben der glatten Muskelzellen, sich ungehemmt zu vergrößern und zu vermehren. Wie aber die Wege der Signalübertragung genau verlaufen, versteht man noch wenig, und so genießt dieses Forschungsgebiet derzeit weltweit besonders große Aufmerksamkeit. Hier konnte Herr Dr. Rory Morty in den zurückliegenden Jahren entscheidende Mechanismen, sowohl im Tiermodell der Pulmonalen Hypertonie, wie auch in Patienten, aufdecken. In der vorliegenden Arbeit konnte er zusammen mit Herrn Dr. Oliver Eickelberg die TGF-/BMP Signalwege aufklären, welche zu einer Vermehrung der glatten Muskelzellen bei der Pulmonalen Hypertonie führen.

Preisträger aus Südafrika

Herr Dr. Rory Morty kommt ursprünglich aus Durban, Südafrika. Nach Abschluss seines Studiums der Infektionsbiologie an der Natal Universität (Natal, Südafrika) ging er im Februar 1998 an die renommierte Yale Universität nach New Haven, Connecticut, USA. Hier lernte er Herrn Dr. Oliver Eickelberg kennen, mit dem er im April 2002, gefördert durch ein Forschungsstipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung, an die Medzinische Klinik II (Leitung: Prof. Dr. med. Werner Seeger) der Universität Giessen wechselte. Am University of Giessen Lung Center (UGLC), leitet Herr Dr. Rory Morty hier inzwischen seine eigene Arbeitsgruppe, welche auf den Grundlagen des Lungengefässremodellings während der Entwicklung und bei der pulmonalen Hypertonie arbeitet. Zudem leitet Herr Dr. Morty gemeinsam mit den Herren Prof. Seeger und Dr. Eickelberg das Internationale Graduiertenkolleg „Molecular Biology and Medicine of the Lung“ (MBML). Nach anglo-amerikanischem Vorbild erhalten hier zurzeit fast 60 Studenten aus aller Welt eine vertiefte Ausbildung in der molekularen Lungenmedizin, die sie auf erfolgreiche Karrieren in Forschung und Industrie vorbereitet.

Die René Baumgart-Stiftung

Die René Baumgart-Stiftung wurde im Jahr 2001 vom gemeinnützigen Selbsthilfeverein pulmonale hypertonie e.v. gegründet und mit einen Kapitalstock von 70000 EURO ausgestattet. Seit 2004 wird jährlich ein Forschungspreis ausgelobt. Die René Baumgart-Stiftung fördert die klinische Forschung zur pulmonalen Hypertonie bei Kindern und Erwachsenen. Ziel ist es, durch Ursachenforschung neue Erkenntnisse über den Lungenhochdruck zu gewinnen, so dass eine frühzeitige Diagnose gestellt und mittel- und langfristig neue Therapieoptionen entwickelt werden können, die PH-Patienten nicht nur eine Stabilisierung oder Linderung der Beschwerden versprechen, sondern eine vollständige Heilung.

Der Namensgeber der Stiftung, René Baumgart, wurde 1971 in Aalen geboren. Im Alter von 10 Jahren starb seine Mutter an Idiopathischer Pulmonal Arterieller Hypertonie (IPAH). René Baumgart erhielt seine Diagnose IPAH im Alter von 19 Jahren. Er erlernte den Beruf des Druckers und meldete sich nach bestandener Gesellenprüfung zur Meisterprüfung an. Kurz vor seinem Abschluss verstarb er im Alter von 23 Jahren an der tückischen Krankheit.

v.l. Prof. H. Olschewski, Graz, Dr. M. Morty, Gießen, B. Kopp

v.l. Prof. H. Olschewski, Graz, Dr. M. Morty, Gießen, B. Kopp

 

Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an:

Prof. Dr. med. Werner Seeger
Direktor der Inneren Medizinischen Klinik II
Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH
Vorsitzender des Vorstands der René Baumgart-Stiftung
Tel.: +49 641- 9942350 Sekretariat
E-Mail:werner.seeger@innere.med.uni-giessen.de

Oliver Eickelberg, M.D
Assistant Professor of Medicine
Program Director, International Graduate Program
"Molecular Biology and Medicine of the Lung"
University of Giessen School of Medicine
Department of Medicine II
Aulweg 123, Room 6-11
35392 Giessen, Germany
Tel.: +49 641 9942300
Fax: +49 641 9942309
E-mail: oliver.eickelberg@innere.med.uni-giessen.de
web: http://mbml.de